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© Benjamin Holler

Glaube und Denkmalschutz

Stellen wir uns vor: die Bewohner von Nazareth hätten Jesus ein Denkmal gesetzt und ihn zum Ehrenbürger ernannt. Er hätte die Anerkennung erfahren, die ihm aufgrund der Wunder und Heilungen zustand. Die Einheimischen hätten voller Stolz gesagt: an „einem von uns" ist Gott am Werk. Dann hätte der Prophet doch etwas In seiner Heimatstadt gegolten.

Irgendetwas aber hat die Verwandten und Einheimischen davon abgehalten: obwohl sie einerseits über ihn staunen, lehnen sie ihn andererseits ab. Er ist ihnen suspekt, weil er so ganz anders über Gott spricht, als ihre Lehrer es tun. Weil er Gott sogar seinen Vater nennt. Weil er sich zum Gebet zurückzieht und die Einsamkeit sucht, niemanden bei sich haben will.

Die Reaktionen darauf können wir in der Bibel nachlesen: Er wird bewundert oder für einen Teufel gehalten. Und sie fragen: Woher hat er das alles? Wieso kann er solche Taten vollbringen? Er ist doch einer von uns? Seine Familie lebt doch hier!

Anscheinend war es schon zu Jesu Zeiten wie heute: Wir Menschen sehnen uns nach Helden wie Robin Hood oder Superman, die für die Armen kämpfen und das Böse und vor allem die Bösen besiegen. Wir suchen Lichtgestalten, die etwas von der Größe Gottes widerspiegeln. Aber dieser Held ist Jesus nicht. Dafür ist er wieder zu normal und Zweifel kommen auf, ob er überhaupt etwas im Namen Gottes tun kann.

Was er sucht, ist Vertrauen, nicht Bewunderung. Er will Nachahmung und Nachfolge - keine Denkmäler, Es geht nicht um Heldentum, sondern um vertrauenden Glauben. In Jesus sehen wir, wie glaubendes Vertrauen zu leben ist, in einer Welt, die unvollkommen ist, gezeichnet von Tod, Gewalt und Schicksalsschlägen.

Und ganz ehrlich: haben wir nicht schon alle einmal die Erfahrung gemacht, wie Menschen, die Vertrauen ausstrahlen, einen verwandeln können? Misstrauen, aus welchen Grund es auch immer entstanden ist, frisst nicht nur die Seele, sondern vergiftet Beziehungen und Lebensverhältnisse.

In einer vertrauensvollen Atmosphäre entwickelt der Mensch Phantasie, Verwandlung. Diesen vertrauenden Glauben besitzen wir nicht einfach. Vertrauender Glaube ist ein Prozess, der durch Höhen und Tiefen des Lebens gelernt werden muss und gelernt werden kann. Nicht nur das Leben von Jesus zeigt, dass das Vertrauen in Gott einen tragen kann.

Viele Heilige sind Beispiele für uns. Sie sind oft keine Helden, sondern haben den Schritt des Vertrauens gewagt, der ihr Leben und das anderer Menschen verändert hat. Franz von Assisi, Mutter Teresa.

Jesus würde sagen: Dein Glaube hat dir geholfen. Nur lässt sich Glauben nicht befehlen, nur vorleben und dazu einladen. Viele erwarten von uns Christen Wunder: Wir sollen Ungerechtigkeiten ausbügeln, Kriege beenden. Doch auch wir kochen nur mit Wasser, auch wir gehen nur kleine Schritte. Damit retten wir nicht die Welt. Doch wir geben nicht auf im Vertrauen zu wachsen. Da gibt es zwar immer wieder Rückschläge, aber wenn, sollten wir uns an Jesus orientieren und es immer wieder von Neuem versuchen. Mehr haben die Jünger auch nicht getan.

Wir Christen müssen nicht in Goldenen Büchern stehen und auf Sockel gehoben werden. Er, Christus, ermutigt zum aufrechten Gang, zum entkrampften Leben, zum Loslassen vom angestrengten Sorgen. Er weckt Lebensressourcen, die aus Gott ihre Kraft beziehen. Die Nachfolge von Jesus lebt, wenn Menschen einander den Glauben nahebringen, dass Gott einer von uns und für uns ist. Dadurch wirkt das Geheimnis des göttlichen Menschen und des menschlichen Gottes bis heute.

Einen guten Start in eine erholsame Sommer- und Ferienzeit!
Ihr Pfarrer Markus Schmidt

Pfarrer Markus Schmidt
Pfarrer und leitender Priester
Eichwaldstraße 4160385Frankfurt am Main
Tel.:069 / 40 56 588 10
Fax.:069 / 40 56 588 15

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