Kategorien &
Plattformen

AugenBLICK

5. Fastensonntag
AugenBLICK
AugenBLICK
© Pixabay

Fürchtet euch nicht, denn im Kreuz ist Leben

Aus dem Johannesevangelium (Joh 12,20-33)

In jener Zeit gab es auch einige Griechen unter den Pilgern, die beim Paschafest Sprich: Pas-chafest. in Jerusalem Gott anbeten wollten. Diese traten an Philíppus heran, der aus Betsáida in Galiläa stammte, und baten ihn: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philíppus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philíppus gingen und sagten es Jesus. Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.  Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen. Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet. Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch. Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.

 

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht“ (Joh 12,24). Mit diesem Wort nimmt Jesus den Leidensweg, den er in seiner Passion gehen wird, vorweg und deutet ihn. Verstehen tut ihn keiner: weder die Jünger, die ihm am nächsten sind, noch die fremden Pilger, die einfach nur neugierig auf ihn sind.  

Jesus bleibt allein mit der Ahnung um seinen nahenden Tod, den er bereits jetzt als unvermeidlich erkennt.  Bald wird er ganz allein sein. Denn es wird nicht mehr lange dauern und die Jünger werden ihn alle verlassen und fliehen. Jesus weiß das. Beim Letzten Abendmahl wird er es ihnen voraussagen: „Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der ihr versprengt werdet, jeder in sein Haus, und mich werdet ihr allein lassen“ (Joh 16, 32). Im Garten Getsemani schließlich werden seine Jünger einschlafen, während Jesus voller Todesangst mit Gott um sein Schicksal ringt.  Schließlich wird Jesu Einsamkeit am Kreuz gipfeln, als er sich einen schrecklichen Moment lang sogar von Gott verlassen glaubt.  Und so ist es nur zu verständlich, wenn Jesus sagt:

„Meine Seele ist erschüttert.“ -Ja, auch Jesus hat Angst. Denn Jesus ist ganz Mensch und fürchtet das Leiden wie ein Mensch.  Dennoch weiß er sehr genau: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt, dann bleibt es allein. Wenn es nicht bereit ist, sich selbst hinzugeben, dann wird es keine Frucht bringen – Und wenn das Weizenkorn keine Frucht bringt, dann hat es seinen Sinn verloren. Es ist unnütz und ist zu nichts zu gebrauchen. Jesus weiß jedoch, dass seine Lebenshingabe nicht umsonst sein wird, sondern Gott wird sie fruchtbar machen und in Leben wandeln. Daher versucht Jesus, seinen Zuhörern mit dem Wort vom Weizenkorn die Unvermeidlichkeit seines Todes zu erklären. Vielleicht will er auch nicht, dass sie an ihm irre werden, wenn er wie ein Verbrecher am Kreuz hängt.

Ich verstehe Jesu Wort so:  Sein Tod ist kein katastrophales Scheitern, auch wenn es für viele so aussehen wird. Denn Gott führt Jesus durch den Tod hindurch. Gott ist stärker als Leid und Tod. Gott erhöht und verherrlicht Jesus in seinem Tod und seiner Auferstehung.

Liebe Schwestern und Brüder,

wir dürfen die Frohe Botschaft dieses Evangeliums nicht missverstehen. Sie bedeutet auf keinen Fall: Ihr müsst unbedingt Leid und Kreuz suchen, um Gottes Willen zu tun! Sie ist auch keine Mahnung, unser Leben bloß nicht zu leicht und zu locker zu nehmen. Und sie bedeutet auch nicht: Freut Euch, wenn es Euch schlecht geht! Nein, die Frohe Botschaft des Evangeliums will uns Mut machen. Sie will uns sagen: Fürchtet Euch nicht, wenn Leid, Schmerz und Tod euer Leben durchkreuzen, denn Gott selbst wandelt eure Kreuze in Leben. Denn Gott will nicht, dass uns unsere Kreuze erdrücken. Er hält uns und erhält uns mit seinem Halten.  

Ja, Gott hält uns und deshalb können wir uns auch gegenseitig halten. Wir können es wagen, uns hinzugeben für andere und damit Frucht bringen. Jede Frucht, die wir hervorbringen ist ein Beweis dafür, dass es sich tatsächlich lohnt. Wir brauchen auch keine Angst davor zu haben, dass uns unsere Hingabe zu viel kostet und wir möglicherweise verlieren- sei es Geld, Kraft, Ansehen oder etwas anderes, das uns viel bedeutet. Denn wir gewinnen so viel. Wir gewinnen das Wichtigste. Mit der Hingabe gewinnen wir den Sinn unseres Lebens.

Der große Tiefenpsychologe Viktor Frankl sagt: „Selbstverwirklichung gibt es nur in der Selbsthingabe“. Wenn der Mensch nicht mehr nur für sich lebt - eingemauert in sein kleines Ego -, sondern wenn er frei wird, für andere da zu sein, auch für eine große Sache da zu sein, z.B. für die Sache Gottes -(„Wer mir dient, den wird der Vater ehren“ - Joh 12,26)- , dann erfüllt sich sein Leben, dann wird es reich und groß und bringt Frucht, die bleibt.

Das Bild vom Weizenkorn, das in die Erde fällt und Frucht bringt, zeigt es uns anschaulich: Nichts geht verloren. Alles bringt reiche Frucht. Das ist Gottes Geschenk und zugleich seine Verheißung an uns. Ja, wir brauchen keine Angst davor zu haben, uns hinzugeben und Frucht zu bringen, denn darin zeigt sich das Gebot der Liebe. Die Liebe fordert uns heraus, aber sie überfordert uns niemals, sondern gibt von Herzen ganz umsonst.  

Heute ist Misereor-Sonntag. Wir sind in diesem Jahr aufgerufen, unser Herz und unsere Hände für kolumbianische Kleinbauern zu öffnen, damit sie von den Früchten ihrer täglichen Arbeit gut leben können. Denn Gott hat allen Menschen dieser Welt den Reichtum seiner Schöpfung geschenkt. Amen.

Ihr
Kaplan Stephy Gilbert

 

Cookie Einstellungen

Statistik-Cookies dienen der Anaylse, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden.

Anbieter:

Bistum Limburg

Datenschutz